Die Skulpturen von Mahabalipuram
Mahabalipuram – eine Traumstadt der Antike
Der Küstentempel von Mahabalipuram
Mahishasurmadini-Höhle
Skulptur von zwei Affen bei der Fellpflege
Ardhanarishvara
Elefant bei den Five Rathas (Panch Rathas)
Grantha-Inschrift aus der Zeit der Pallavas
Bhima Ratha
Arjunas Buße
Details von Arjunas Buße
Tigerhöhle
Modere Skulpturen
Ashok bei der Arbeit
Ausgestellte Handarbeiten im Touristen-Shop
Mahabalipuram – eine Traumstadt der Antike
Vor 1400 Jahren muss Mahabalipuram wie eine Szene aus einem Märchen ausgesehen haben: majestätische, aus Stein gehauene Tempel und Skulpturen erhoben sich vor dem Hintergrund von Palmen, die im Wind rauschten. Über der Bucht von Bengalen rollten stahlblaue Wellen an den Strand, Salz lag in der Luft, während die Sonne die Szenerie in ein goldenes Licht tauchte.
Im Herzen dieser Stadt ließ König Mahendravarman opulente Paläste errichten – gewaltige Bauwerke voller Pracht und Schönheit, die die einfachen Hütten der Steinmetze winzig erscheinen ließen. Doch genau dort lebten die Künstler, deren Meißel unaufhörlich kratzten und klangen, um Meisterwerke in den Granit zu hauen. Reisende aus aller Welt, die Mahabalipuram besuchten, schrieben damals voller Bewunderung über diese Stadt – eine Stadt, die zwar auf einer kleinen Insel lag und sich kaum ausbreiten konnte, aber deren Anblick überwältigend war.
Die Höhlen, Reliefs und Skulpturen, die bis heute erhalten sind, sind nicht nur architektonische Wunderwerke, sondern auch technische Meisterleistungen, die zeigen, wie weit Kunst und Handwerk der Pallava-Dynastie entwickelt waren. Selbst die kleinsten, unscheinbarsten Höhlentempel sind von einer Detailfülle, die Besucher bis heute sprachlos macht.
✨ Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – deshalb laden wir Sie ein, Mahabalipuram mit eigenen Augen zu sehen und sich von seinen künstlerischen Wundern verzaubern zu lassen.

Shore-Tempel von Mahabalipuram – Ein Juwel der Pallava-Architektur, einst von den Briten im 19. Jahrhundert aus goldenem Sand freigelegt, vom Tsunami 2004 erneut teilweise verschluckt – heute dennoch ein UNESCO-Weltkulturerbe, das am Ufer des Meeres majestätisch glänzt © Ailisa
Der Küstentempel von Mahabalipuram
Majestätisch thront er seit dem 8. Jahrhundert an der Küste des Golfs von Bengalen – der Küstentempel, der wohl letzte noch erhaltene der legendären „Sieben Pagoden“. Dem Gott Shiva geweiht, ist er ein wahres Juwel der Pallava-Architektur. Seine filigranen Skulpturen und die markante Silhouette wirken wie ein Wächter über das Meer, der seit Jahrhunderten Wind, Wellen und Zeit trotzt.
Wenn die Sonne hinter dem Tempel untergeht und das Bauwerk in goldenes Licht taucht, versteht man, warum dieser Ort zu den schönsten Schätzen Südindiens zählt.

Varaha-Höhle – In massiven Granit gemeißelt, mit Reliefs uralter Legenden, Löwensäulen und kunstvoller Gebetshalle – ein Meisterwerk der Pallava-Dynastie © Steve Allen
Mahishasurmadini-Höhle
Verborgen im dichten Grün liegt die geheimnisvolle Mahishasurmadini-Höhle. Ihr Inneres besteht aus einer langen Halle mit drei Zellen, deren mächtige Säulen von hockenden Löwen getragen werden. Die Wände scheinen lebendig: Auf der einen Seite ruht Vishnu majestätisch auf der gewundenen Schlange Ananta, auf der anderen stürzt sich die furchtlose Göttin Mahishasurmardini auf ihrem Löwen in den Kampf gegen den Dämon – die Keule erhoben, voller göttlicher Kraft. Ringsum jubeln ihr Reliefs von Ganas und kraftvollen Yoginis zu, die den Sieg der Göttin befeuern.
Und draußen? Da huschen Rhesusaffen über die Felsen von Mamallapuram – genau wie vor 1400 Jahren, als die Bildhauer wohl mit einem Schmunzeln dasselbe Schauspiel verfolgten.

Zwei verspielte Rhesusaffen suchen Flöhe im Fell – ein alltägliches, aber liebenswertes Bild von Mamallapuram © Pikoso.kz

Eine humorvolle Statue zeigt zwei Affen beim gegenseitigen Entlausen – ein Spiegelbild des echten Lebens, das Touristen schmunzeln lässt © Vaishurenganathan
Skulptur von zwei Affen bei der Fellpflege
Zwischen den uralten Felswänden verbergen sich wahre Meisterwerke der Steinbildhauerei. So entdeckt man in den Höhlen nicht nur kunstvolle Reliefs, sondern auch verspielte Szenen aus dem Alltag – etwa zwei Affen, die sich liebevoll gegenseitig das Fell pflegen.
Daneben entfaltet sich die große Mythologie: Hier ist Varaha zu sehen, eine der zehn machtvollen Inkarnationen Vishnus. Halb Mensch, halb Eber hebt er die Erde aus den Fluten des Chaos empor – ein kraftvolles Symbol für Ordnung und Neubeginn.
So verbinden sich in diesen Skulpturen göttliche Erhabenheit und kleine, beinahe intime Momente, die bis heute das Herz berühren.

Varaha-Relief – Vishnu als Wildschwein rettet Bhudevi, die Erdgöttin. So lebendig, dass Legenden sagen: Die Statue begann zu bluten, als der Bildhauer einst mit dem Meißel abrutschte! © Ian R Wong

Ardhanarishvara-Skulptur – Shiva und Parvati in einer einzigen androgynen Gestalt vereint – Sinnbild für kosmisches Gleichgewicht © ManeeshUpadhyay
Ardhanarishvara
Unter den einzigartigen Skulpturen von Mamallapuram ragt eine besonders hervor: Ardhanarishvara – das geheimnisvolle Wesen, das zur Hälfte männlich und zur Hälfte weiblich ist. Auf der rechten Seite erkennt man Shiva, Sinnbild kosmischer Kraft und Zerstörung, auf der linken Parvati, die große Göttin und Gefährtin Shivas, Verkörperung von Anmut und Schöpfung.
Ardhanarishvara ist mehr als nur ein kunstvolles Relief: Er – oder besser gesagt sie – verkörpert die Vereinigung zweier Gegensätze, die Verschmelzung von männlich und weiblich, Zerstörung und Schöpfung, Askese und Fülle. Oft wird diese Gestalt auch als Symbol für den Versuch gesehen, zwei mächtige Strömungen des Hinduismus miteinander zu verbinden – den Shaivismus und den Shaktismus.
Das Konzept ist uralt: Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. tauchen die frühesten Darstellungen von Ardhanarishvara auf, lange bevor die Pallava-Dynastie in Mamallapuram ihre großartigen Tempel und Höhlen errichten ließ.

Der über 1100 Jahre alte Turm des Shore-Tempels ragt kraftvoll gen Himmel – ein stiller Wächter am Meer © YOGESH B GAVALI
Details auf der Spitze des Küstentempels
Auch wenn Wind, Salz und Wellen dem Küstentempel über die Jahrhunderte zugesetzt haben, trägt seine Spitze noch immer erstaunlich viele feine Details. Die Reliefs scheinen trotzig den Elementen zu widerstehen – wie ein stummer Wächter über der Küste.
Früher diente dieser markante Tempelturm Seeleuten aus fernen Ländern als Orientierungspunkt. Europäische Seefahrer nannten ihn ehrfürchtig die „Black Pagoda“, ein geheimnisvolles Zeichen am Horizont, das ihnen den Weg wies.

Eine monumentale Steinskulptur eines Elefanten, majestätisch und naturgetreu, mitten im Gelände der Panch Rathas © Marco Saroldi
Elefant bei den Five Rathas (Panch Rathas)
Vor dem Nakula-Sahadeva-Ratha erhebt sich ein beeindruckender Elefant – aus einem einzigen Felsblock gemeißelt, kraftvoll und zugleich erstaunlich lebendig wirkend. Er scheint beinahe bereit, jeden Moment loszutrotten, so detailreich haben die Bildhauer seine Form eingefangen.
Heute ist er einer der beliebtesten Fotospots von Mamallapuram. Reisende aus aller Welt stellen sich in Geduld, bis sie endlich einen ungestörten Blick erhaschen – und ein Bild mit diesem steinernen Giganten mit nach Hause nehmen können.

Inschriften in tamilischer Sprache zieren die Wände des Tiger-Höhlen-Tempelkomplexes – ein Echo alter Geschichte © Maneesh Upadhyay
Grantha-Inschrift aus der Zeit der Pallavas
Im Varaha-Höhlentempel finden sich geheimnisvolle Grantha-Inschriften – filigran in den Stein geritzt, als wollten die Pallava-Herrscher ihre Botschaften für die Ewigkeit bewahren. Jede geschwungene Linie erzählt von Gelehrsamkeit, Religion und Macht.
Die Grantha-Schrift war in Tamil Nadu über Jahrhunderte hinweg in Gebrauch, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts allmählich verschwand. Im frühen 20. Jahrhundert wurde sie schließlich von der modernen Tamil-Schrift abgelöst. Und doch wirken die uralten Zeichen in Mamallapuram so frisch, als hätten die Steinmetze sie gerade eben erst eingeritzt.

Lakshmi-Relief – Göttin Lakshmi thront auf einem Lotus, von Elefanten gesegnet – ein Symbol für Schönheit, Fülle und Wohlstand © / Shutterstock

Krishna hebt den Govardhana-Hügel – Reliefdarstellung der mythischen Rettung eines ganzen Dorfes vor Indras Sturmflut. Mit Kühen, Menschen und Radha an seiner Seite – ein Drama in Stein gemeißelt © Reality Images

Hindu-Familien posieren stolz vor den Pancha Rathas, fünf monolithischen Schreinen – ein Fotomoment voller Geschichte © matias planas
Bhima Ratha
Der Bhima Ratha ist der größte der fünf Rathas – ein langgestrecktes Meisterwerk, das vollständig aus einem einzigen Felsblock herausgeschlagen wurde. Seine gewaltigen Proportionen und die klaren Linien lassen ahnen, welche Pracht die alten Sthapatis (Bildhauer) im Sinn hatten.
Doch wie die anderen Rathas blieb auch dieser Tempel unvollendet – eingefroren in der Zeit, ein steinernes Fragment einer großen Vision, das uns bis heute staunen lässt.

Arjunas Buße – Die größte Reliefskulptur der Welt (30×12 Meter), zeigt Arjuna bei seiner asketischen Meditation, um göttliche Waffen zu erhalten. Ein steinernes Epos © Shutterstock
Arjunas Buße
Das unangefochtene Juwel von Mahabalipuram ist das gewaltige Felsrelief Arjunas Buße. In einer einzigartigen Harmonie von Größe, Detailreichtum und Natürlichkeit erzählt es uralte Legenden: hunderte Figuren – Götter, Menschen, Tiere und himmlische Wesen – scheinen förmlich aus dem Stein hervorzutreten.
Ob man es als Arjunas asketische Buße oder als die Herabkunft des heiligen Ganges deutet – dieses Relief ist tief religiös, kunstvoll und überwältigend schön. Es zieht den Blick immer wieder auf neue Details, die erst beim zweiten oder dritten Hinsehen lebendig werden.

Noch einmal die monumentale Felsschnitzerei von Arjunas Buße – ein UNESCO-Weltwunder der Steinbildhauerei
Details von Arjunas Buße
Wer vor dem gewaltigen Felsrelief steht, entdeckt erst nach und nach die unglaubliche Hingabe der Bildhauer: Jedes Detail erzählt eine eigene Geschichte. Im Zentrum sieht man den ausgemergelten Arjuna – mager, asketisch, ganz in seine Meditation versunken. Er fastet und betet, um die Gnade Shivas zu erlangen.
Doch gleich daneben wartet eine überraschende Pointe: Unter dem Stoßzahn des riesigen Elefanten kauert eine Katze, die ebenfalls scheinbar Buße tut. Auf den ersten Blick wirkt sie fromm, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man ihren vollen Bauch und die toten Ratten um sie herum. Ihre „Frömmigkeit“ ist nur eine Täuschung – ein humorvoller, fast schon satirischer Kontrast zur Ernsthaftigkeit Arjunas.
So offenbart das Relief nicht nur spirituelle Tiefe, sondern auch den Witz und die Scharfsinnigkeit seiner Schöpfer – eine feine, jahrtausendealte Botschaft, die bis heute fasziniert.

Tiger-Höhlentempel – geheimnisvoll und einzigartig, ein Ort, der Legenden atmet © ManeeshUpadhyay
Tigerhöhle
Die Tigerhöhle wirkt geheimnisvoll und zugleich ein wenig bizarr: Rund um den Eingang reihen sich kraftvolle Tigerköpfe, die dem Heiligtum seinen Namen gaben. Ihre weit aufgerissenen Mäuler scheinen jeden Moment zum Brüllen anzusetzen.
Diese Höhle zeigt eindrucksvoll, dass Mahabalipuram für die Pallava-Herrscher nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein Ort des künstlerischen Experiments war. Hier wagten die Bildhauer Neues, spielten mit Formen und Motiven – ganz anders als beim lyrischen, fein nuancierten Küstentempel. Der Kontrast zwischen beiden macht die Tigerhöhle zu einem faszinierenden Zeugnis der Vielfalt pallavischer Kunst.

Ein Laden in Mahabalipuram bietet moderne Steinskulpturen an – Tradition trifft auf heutige Handwerkskunst © Marco Saroldi
Modere Skulpturen
Schon bevor man den Skulpturen-Shop betritt, wird man von einer ganzen Galerie begrüßt: Zahlreiche moderne Steinfiguren säumen den Weg, als würden sie den Besucher willkommen heißen. Von anmutigen Gottheiten bis zu verspielten Tieren – jede Skulptur scheint eine eigene kleine Geschichte zu erzählen und macht neugierig auf das, was im Inneren des Shops wartet.

Ein Bildhauer bei der Arbeit – Mit Geduld und Kraft erweckt er schwarzen Stein zu neuem Leben © VIREN DESAI
Ashok bei der Arbeit
Mit ruhiger Hand und konzentriertem Blick arbeitet Ashok bei Dravidian Sculptors an einer neuen Skulptur. Jeder Hammerschlag auf den Meißel bringt verborgene Formen zum Vorschein – Stück für Stück erwacht der Stein zum Leben.

Farbenfrohe Auslagen – Hängematten, Antiquitäten und Kuriositäten locken Besucher an © AjayTvm
Ausgestellte Handarbeiten im Touristen-Shop
Bunte Handarbeiten und kunstvolle Statuen füllen die Regale – jedes Stück erzählt von Tradition und Handwerkskunst. Zwischen den Schätzen entdecken Besucher auch eindrucksvolle Figuren: einen stillen, gelassenen Buddha und den dynamischen Nataraja, die tanzende Gestalt Shivas. Ein harmonisches Nebeneinander von Ruhe und Bewegung, das den Zauber Indiens widerspiegelt.

Steinbildhauer in Mahabalipuram – wo Handwerk seit Jahrhunderten ein lebendiges Erbe ist.

Krishna’s Butterball – Ein riesiger, kugelrunder Felsblock, der wie durch Zauberhand auf einer Schräge balanciert – seit Jahrhunderten trotzt er der Schwerkraft