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Die Skulpturen des Airavatesvara-Tempels –Darasuram – Ein Fotoessay

von indienrundreisen.de
Schlüsselelement der Dekoration im Airavatesvara-Tempel
Lange Friesstreifen sind mit einer Serie von Miniaturfiguren geschmückt, die in schönen Posen zu musikalischer Begleitung tanzen. Die Stellen ein Schlüsselelement der Dekoration im Airavatesvara-Tempel dar - nitya vinoda © sompol / Shutterstock

Eine der Weltkulturerbestätten unter dreien, die zu den drei „Great Living Chola Temples“ zählen, ist der Airavatesvara-Tempel in Darasuram, Tamil Nadu. Die anderen beiden sind die Tempel in  Brihadeshwara und Gangaikondacholapuram. Diese architektonischen Wunderwerke wurden von den Chola-Königen erbaut. Was diese drei Tempel einzigartig macht, ist die Ähnlichkeit in Architektur und Stil und ihre reiche Verzierung mit Skulpturen und Epigrafen.

Alle drei Tempel sind voller seltener Skulpturen, Malereien aus der Chola-Zeit und Epigrafen, die Details der Geschichte Raja Raja Cholans preisgeben. Sein Sohn Rajendra Cholan erbaute den großen Temel in Gangaikondacholapuram- Der Airavatesvara-Tempel wurde von Raja Raja II. 1150 n.Chr. errichtet.

Der Airavatesvara-Tempel in Darasuram sticht unter den drei Tempeln durch seine aufwändigen, wunderschönen Skulpturen hervor. Der Tempel in Form eines Wagens, der von einem Elefanten und einem Pferd gezogen wird, mit unzähligen Treppen, ist zweifelsohne ein Zeugnis unserer Kunst und Kultur. Die einzigartigen Skulpturen im Tempel beinhalten ein Panel mit 73 Skulpturen, die das Leben von 63 Nayanmars, den frommen Anhängern des Hindugottes Shiva, darstellen.  „Nirgendwo sonst können Sie das Leben der Nayanmars so detailliert betrachten. Dieser Tempel ist zwar kleiner, als seine zwei Gegenstücke, doch die künstlerische Exzellenz seiner reich geschmückten Wände ist so exquisit, dass man die Fertigkeit und Professionalität der Menschen, die sie gemeißelt haben, nur bewundern und bestaunen kann.

Über den führenden Architekten und die Bildhauer, die dieses architektonische Wunder erschufen, ist nicht viel bekannt. Noch heute ist es schwierig, auch nur Teile mit derselben Eleganz herzustellen, trotz der neusten Technologien, die zur Verfügung stehen. 

Im Vergleich zu den Schnitzereien gibt es nicht viele Gemälde. Die meisten sind mit der Zeit erodiert. Im Airavatesvara-Tempel ist man nahe daran, die malerischen Werke der Menschen, die ihn erbaut haben, wiederherzustellen. Hier sehen Sie die lebensgroße Malerei von Nataraja (die tanzende Form des Hindugottes Shiva) auf der südlichen Tempelwand. Einige der wiederhergestellten Malereien und Götzen befinden sich in einer abgeschlossenen, museumsähnlichen Anlage innerhalb des Tempelkomplexes © ePhotocorp / Shutterstock


Koshta-Bild von Lingodbhava oder Shiva, der aus einem Linga entsteht. Es befindet sich an der westlichen Wand des Vimana (Tempelturm), der zum Airavatesvara-Tempel gehört. Dieser ist ein UNESCO Weltkulturerbe in Darasuram, in der Nähe von Kumbakonam, Tamil Nadu, Indien © ePhotocorp / Shutterstock


Hier sehen Sie an der Balustrade die Skulptur eines Elefanten, der als Stützmauer der Treppe dient, die zum Sanctum Sanctorum des Tempels führt. Gehauen wurde er zwischen 1146 und 1172 n. Chr © ePhotocorp / Shutterstock


Der Mandapa (Rajagambhirantirumandapam) oder auch die große Mauer innerhalb des Haupttempels, in dem sich das Sanctum Sanctorum befindet, wird durch viele reich verzierte Säulen oder Pfeiler unterstützt. Jede dieser Säulen stellt verschiedene Themen dar und bewahrt die Essenz des Lebens, die durch dieses goldene Zeitalter floss. Auf den Säulen befinden sich wunderschöne Muster aus dekorativen Figuren, so angeordnet, dass daraus kreisförmige Medaillons mit Figuren in verschiedenen Positionen entstehen. Meist tanzen diese Figuren oder sie spielen Instrumente. Manchmal handelt es sich bei den Figuren auch um Gottheiten © IVANVIEITO / Shutterstock


Das innere Sanctum Sanctorum zeigt ein Abbild der Hindugöttin Durga, gemeißelt in schwarzen Stein. Sie befindet sich im Airavatesvara-Tempel in Darasuram, Tamil Nadu © f9photos – Shutterstock


Exquisite Skulpturen und Schitzereien an der Decke – Nataraja Mandapa, Airavatesvara-Tempelkomplex, Darasuram, Tamil Nadu © RealityImages – Shutterstock


Wandbild am Treppenaufgang zur Galerie. Es zeigt eine Gruppe von Kämpfern in Aktion während eines Krieges. Gehauen in ein beige-graues Steinpanel – Airavatesvara-Tempel, Kumbakonam © Claudine Van Massenhove – Shutterstock


Wandbild einer stehenden Niederkunft an der Außenmauer des Airavatesvara-Tempels. Auf dem Bild befinden sich fünf Frauen. Diese Skulptur zeigt den schmerzhaften Wehenprozess bei Frauen im Detail. Es zeigt den Schmerz und das Leid, welche eine Frau erfahren muss, um Leben auf die Welt zu bringen. Das Bild zeigt die Frauen des Dorfes, die einer Frau bei der Niederkunft helfen. Sie hat beide Hände auf den Schultern von zwei anderen Damen, die sie dabei unterstützen, die Geburt voranzubringen. In diesen schwierigen Zeiten, als kein Arzt oder Gynäkologe zur Verfügung stand, halfen sich die Frauen gegenseitig durch Wehen und Geburt, um neues Leben auf diese schöne Welt zu bringen. Es spricht Bände über die Fähigkeiten, die Frauen auf dem Gebiet der Medizin hatten. Es handelt sich hier um sehr kunstfertige Arbeiten mit außergewöhnlichem Stil. So können Sie einen Blick auf die sozialen Bedingungen der Vergangenheit erhaschen © Claudine Van Massenhove – Shutterstock


In Stein gehauene, mythologische Figuren auf den Innenwänden und den Säulen des Airavatesvara-Tempels in Darasuram, Kumbakonam © Reality Images – Shutterstock


Exquisit gemeißelte Statuen der mythischen hinduistischen Götter an der Außenwand des Airavatesvara-Tempels in Darasuram, Tamil Nadu © RealityImages – Shutterstock


Eine weitere wichtige Wandskulptur, die die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist jene des Hindugottes Shiva in seiner Manifestation als mythologisches Transgenderwesen Ardhanreeshwara. Die wichtigste Entdeckung dabei, neben der Handwerkskunst des Bildhauers, ist die Tatsache, dass Transgender früher ein Teil der Gesellschaft waren, sie einen Platz in der Welt hatten und anerkannt wurden. Die Menschen dieser Zeit sahen sie als festen Teil der Gesellschaft. Daher ist es Zeit, dass wir diese Menschen auch akzeptieren und sie als gleichberechtigt anerkennen, statt sie zu beschimpfen oder auszubeuten. Der Besuch solcher Orte sollte nicht nur aus religiösen Gründen geschehen, sondern auch, um soziales Bewusstsein zu wecken und um den rechten Pfad zu finden © RealityImages / Shutterstock


Wunderschön gemeißelte Darstellungen der heiligen Shaivite auf der Innenwand des Airavatesvara-Tempels © RealityImages – Shutterstock


Dekoration an der Balustrade. Die mythologische Figur Yali und sein Reiter bewachen den Eingang des Tempels, Deivanayaki Amman Schrein, angrenzend an den Airavatesvara-Tempel, Darasuram, Tamil Nadu © RealityImages – Shutterstock


Obwohl der Airavatesvara-Tempel dem Hindugott Shiva gewidmet ist, wurden auch andere wichtige Hindugottheiten dargestellt. So findet man zum Beispiel Brahma, der Schöpfer der Welt, mit drei Köpfen und vier Armen in einer Nische der Hauptmandapa (Halle). Hier wurde so viel Wert auf die Details gelegt und das obwohl es nur Teil eines größeren Designs ist © RealityImages – Shutterstock


Exquisite Wandskulptur, auf der Frauen gymnastische Übungen durchführen. Sie befindet sich im Nordwesten der Mandapa des Airavatesvara-Tempels. Und nun für alles sexistischen Männer, die glauben, dass Frauen in die Küche gehören, den Haushalt machen und die Bedürfnisse der Männer erfüllen sollten: Schauen Sie sich den liebsten Zeitvertreib und die Akrobatik an, an welchen die Frauen dieser Zeit teilnahmen


Dieses Panel zeigt eine Tanzszene im Airavatesvara-Tempelkomplex. Es gibt noch weitere Wandbilder, die zeigen, warum dieser Tempel treffenderweise „nitya vinoda“, Ort des andauernden Vergnügens, genannt wurde. Viele Menschen kamen von nah und fern, um sich von dieses tanzenden Apsaras verzaubern zu lassen. Das muss ein wunderbarer Anblick gewesen sein © RealityImages – Shutterstock


Dieses Panel zeigt eine Szene aus der Ramayana-Epoche, in welcher der Hindugott Rama den feindlichen Bali mit Pfeil und Bogen tötet. Bali war der Bruder des Affengottes Hanumana. Airavatesvara-Tempelkomplex © RealityImages – Shutterstock


Die äußeren Säulen der Mandapa (Haupthalle des Tempels) im Airavatesvara-Tempel werden durch kniende Yalis gestützt. Yalis sind mystische Kreaturen, die häufig in die Säulen von Hindutempeln gemeißelt wurden, vor allem in Südindien. Diese Yalis haben den Rüssel eines Elefanten, den Körper eines Bullen, den Kopf eines Löwen, die Hörner eines Bockes und die Ohren eines Schweines © RealityImage – Shutterstock


Mauern mit Yali-Säulen, Deivanayaki Amman Schrein, angrenzend an den Airavatesvara-Tempel, Darasuram © RealityImages – Shutterstock


Hier ist eine interessante Schnitzerei. Ist es ein Elefant oder ein Bulle? Sehr ordentlich! Man erkennt das handwerkliche Geschick, obwohl die Möglichkeiten damals beschränkt waren – ihr Talent hingegen war es nicht. Hier handelt es sich um eine Zwei-In-Eins- Skulptur oder eine Skulptur mit optischer Täuschung. Wenn Sie die linke Seite bedecken, sehen Sie den Elefanten. Sie sehen den Körper, den Kopf, das Auge des Elefanten und den gebogenen Rüssel. Halten Sie dagegen die rechte Seite zu, sehen Sie den Bullen. Sie sehen das Maul, die Nüstern und die Augen. Außerdem sehen Sie zwei Hörner und den Buckel. De Rest des Körpers zu sehen, ist einfach.


Wenn Sie sich das gesamte Bild anschauen, sehen Sie zwei Tierkörper, die kunstvoll ineinander verschlungen sind. So ist der Rüssel des Elefanten gleichzeitig der Buckel des Bullen. Die Hörner und Ohren des Bullen werden zu Maul und Schnauze des Elefanten. Bemerken Sie außerdem, dass diese Schnitzerei nicht aus einem einzelnen Stein gefertigt wurde. Auf der rechten Seite sehen Sie, dass ein Teil des Elefantenkörpers aus einem anderen Stein gehauen wurde.

Diese Skulpturen sind der Beweis, dass die alten Tamil einen bemerkenswerten Einblick hatten. Das betrifft vor allem die Chola-Dynastie. Ihre Bronzestatuen werden als die besten des Landes gehandelt. Heutzutage werden diese optischen Täuschungen von Psychologen dazu verwendet, herauszufinden ob man eher die rechte oder die linke Gehirnhälfte benutzt.

Geschnitzte Säulen und heilige Saivas auf der Wand des nördlichen Gangs des Airavatesvara-Tempelkomplexes. Sie werden sprachlos sein, angesichts der unzähligen Reihen von Säulen – und jede Säule ist voller Skulpturen. Die Skulpturen haben viele unterschiedliche Themen – vom klassischen Tanzstil Bharatanatyam, über Geschichten von Puranas bis hin zu Epen, die den Hindugott Shiva in einem feierlichen Umzug zeigen © RealityImages – Shutterstock


Bild eines Elefanten und eines Pferdes. Es ist fantastisch, sich das anzuschauen. Wenn Sie genauer hinsehen, werden Sie feststellen, dass erst die Steine an ihren Platz gebracht wurden und dann alles (Kutsche, Pferd und Elefant) geschnitzt wurde © RealityImages – Shutterstock



Mann gegen Frau. Alte Indische Skulptur aus der Chola-Dynastie im Airavatesvara-Tempel in Darasuram.


Wenn die den Airavatesvara-Tempel in Indien besuchen, werden Sie von einer kuriosen Schnitzerei auf einer der Wände stoßen, in der ein Mann seine Frau schlägt. Er zieht sie an den Haaren und die Frau nimmt es schweigend hin. Wie Sie sehen, handelt es sich um eine isolierte Skulptur, keine relevanten Schnitzereien befinden sich in der Nähe. Wie wir schon betont haben, bedeutete im alten Indien selbst die kleinste Skulptur etwas.

Doch bevor Sie die Wandbilder auf der anderen Seite des Tempels gesehen haben, werden Sie die Bedeutung nicht verstehen. Hier wird der Rest der Geschichte gezeigt, die Frau zieht den Mann an den Haaren.

Beide Schnitzereien nebeneinander zu bringen, wäre sehr interessant. Sehen Sie, auf welche Weise der Mann die Haare der Frau zieht. Er tut es sanft, vermutlich nur, um sie einzuschüchtern. Wenn Sie auf ihren Mund schauen, sehen Sie, dass sie nicht schreit, weil sie keinen wirklichen Schmerz fühlt. Doch als die Frau die Haare des Mannes zieht, tut es ihm sichtlich weh, denn er schreit und sein Mund ist sehr kunstvoll geschnitzt.

Bemerken Sie den ausgestreckten Arm und den festen Griff der Frau, der ihre Absicht zeigt, dem Mann wehzutun. Die Bedeutung dieser zwei Skulpturen ist äußerst interessant. Als der Mann seine Frau bedroht, geschieht das in der Öffentlichkeit, denn beide tragen Schmuck und Kopfbedeckungen. Der Mann will der Öffentlichkeit zeigen, dass der der Dominante ist. Doch wenn sie heimkommen, was man daran erkennt, dass sie keinen Schmuck und keine Kopfbedeckungen mehr tragen, ist die Frau die wahrhaft Dominante.

Nun stellt sich doch die Frage, ob sich, obwohl das Bild mindestens 850 Jahre alt ist, irgendetwas in unserem Privatleben geändert hat. Was denken Sie? Bitte hinterlassen Sie ein Kommentar oder fragen Sie vorher Ihre Chefin um Erlaubnis

Auf diesem Bild sind verschiedene Kunststücke zu sehen, die man noch heute im modernen Zirkus bewundern kann. Frauen halten dabei ihren Kopf in der Mitte und die Beine sind auf so kunstvolle Weise ineinander verschlungen, dass sie einen Kreis bilden. Es könnte auch die Darstellung eines Zigeunerstammes von heute sein, der Dorfbewohner mit kunstvollen Gymnastikshows und Tanzposen beeindruckt. Tatsächlich gibt es noch heute solche Stämme, die die Dörfer tief im Inneren des Landes besuchen. In die Steinwände des Airavatesvara-Tempels in Tamil Nadu wurden sehr viele Männer und Frauen gemeißelt, die verschiedene Kunststücke vollführen © realityimages / Shutterstock


Nach den Regeln der Ikonografie zeigen die meisten Tempel Avatare (Inkarnationen) im Inneren. Hier in Darasuram befindet sich der Buddha mit einer lehrenden Mudra-Geste an der Außenwand des Tempels. Die anderen Skulpturen stellen seine Schüler dar. Airavatesvara-Tempel, Darasuram, Tamil Nadu © realityimages / Shutterstock


Es gibt noch viel mehr exquisit geschnitzte Figuren, die mythologische Geschichten auf Stein darstellen und damit die Wände des Airavatesvara-Tempels schmücken. Doch sie können nur entdeckt werden, wenn Sie diesen zauberhaften Tempel besuchen. Es gibt hier mehr als nur Schreine. Der Tempel ist ein Zeugnis der großen künstlerischen und architektonischen Fähigkeiten der Chola-Könige, die sie gebaut haben. Daher sind die Tempel als „Great Living Chola Temples“ bekannt.

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