Patan – die bezaubernde Stadt
Patan ist eine der drei großen Städte des Kathmandutals – berühmt für ihre Klöster, kunstvollen Tempel und vielfältigen Baustile. Heute gilt sie zudem als Zentrum der nepalesischen Textilindustrie, in der uralte Tradition und moderne Kreativität Hand in Hand gehen.
Als zweiter der drei früher rivalisierenden Stadtstaaten erhebt sich Patan südlich des Bagmati-Flusses, direkt gegenüber von Kathmandu. Die Stadt ist stark vom Buddhismus geprägt. Einer Legende nach soll der große König Ashoka Patan bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet haben – auch wenn es dafür keine archäologischen Beweise gibt.
Unbestritten ist jedoch, dass Patan auf eine lange Geschichte meisterhafter Handwerkskunst zurückblicken kann. Schon seit Jahrhunderten fertigen hier Künstler und Handwerker Skulpturen, Holzschnitzereien und Metallarbeiten von Weltklasse. Und bis heute ist Lalitpur, wie Patan offiziell heißt, berühmt als die „bezaubernde Stadt“ – ein Ort, an dem Spiritualität, Kunst und Alltag zu einem einzigartigen Erlebnis verschmelzen.

Ein Priester rezitiert feierlich das heilige Buch im Kumbeshwar-Tempel von Patan – ein Moment tiefer Spiritualität.
Patan – Stadt der Stupas und Klöster
Vom Durbar-Platz in Patan führen vier große Straßen hinaus zu den vier ehrwürdigen Stupas, die – so erzählt die Legende – einst vom großen Ashoka errichtet wurden. Sie markieren die alten Grenzen der Stadt und sind bis heute stille Wächter von Geschichte und Glauben.
Unter den Licchavis entwickelte sich Patan zu einer bedeutenden Siedlung. Man vermutet, dass das Schloss von König Manadeva bereits im 5. Jahrhundert nahe dem heutigen Mangal Basar, unweit des Durbar-Platzes, stand. Seine wahre Blütezeit erlebte die Stadt jedoch vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, unter der Herrschaft der Malla-Könige. Viele der Tempel, Paläste und Heiligtümer, die Besucher heute bewundern, stammen aus dieser Epoche oder wurden damals kunstvoll restauriert.
Mit 136 Bahals, Gärten und 55 bedeutenden Klöstern gilt Patan bis heute als Herz der buddhistischen Newari-Kultur und als Wiege des traditionellen Kunsthandwerks. Hier entstanden Skulpturen, Holzarbeiten und Metallkunst von unvergleichlicher Schönheit – und diese kreative Tradition lebt noch immer fort.
Auch wenn die Stadt durch verheerende Erdbeben schwere Schäden erlitt, sind inzwischen umfangreiche Restaurierungen im Gange. Patan bleibt eine Geburtsstätte der Kunst und ein Ort, an dem die Vergangenheit nicht vergeht, sondern in jeder Stupa, jedem Hof und jeder Skulptur weiterlebt.

Eine goldene Affenstatue wacht über die Gebetsmühlen in einem Hindutempel des Kathmandu-Tals. Affen gelten in Nepal als heilige Tiere. © Sergio de Flore
Das Herrschaftsgebäude
Im Herzen Patans erhebt sich der Durbar-Platz – das pulsierende Zentrum der Stadt, ähnlich wie in den anderen Königsstädten des Kathmandutals. Hier thront ein prächtiges Newari-Herrschaftsgebäude, flankiert von zahlreichen Klöstern in unterschiedlichsten Formen, Größen und Stilen.
Drei prachtvolle Chowks (Innenhöfe) prägen das Anwesen. Besonders bemerkenswert ist der Sundari Chowk, der südlichste und kleinste Hof, der ein echtes Juwel birgt: das Tusha Hiti, ein kunstvolles Badehaus aus dem 17. Jahrhundert. Dieses Bauwerk gilt als Meisterwerk nepalesischer Stein- und Marmorkunst.
Sein Äußeres ist mit einer doppelten Reihe von Bronzestatuen geschmückt – darunter die acht Ashta Matrikas (Muttergöttinnen), die acht Bhairavs und die acht Nagas (Schlangenwesen). Auch wenn einige Figuren im Laufe der Jahrhunderte verloren gingen, fasziniert der Ort noch immer durch seine spirituelle Symbolik.
Besonders eindrucksvoll ist der obere Teil des Brunnens: Aus einer vergoldeten Öffnung ergießt sich Wasser in das Becken, das von gewaltigen steinernen Nagas bewacht wird. Die Außenseite des Hofes wiederum wird von den Statuen mächtiger Gottheiten beschützt – Ganesh, Hanuman und Narsingh.
Das Erdbeben von 2015 richtete schwere Schäden an der Rückseite des Sundari Chowk an. Doch trotz der Zerstörung bleibt der Ort ein beeindruckendes Beispiel königlicher Architektur, das den Besucher in die Glanzzeit Patans zurückversetzt.

Ein Tourist empfängt den Segen eines Sadhu im Pashupatinath-Tempel – einer der bedeutendsten Pilgerstätten der Hindus weltweit. © pendakisolo
Mul Chowk – das Herzstück Patans
Das Herz des Palastkomplexes von Patan ist der Mul Chowk, 1666 für König Srinivasa Malla erbaut und damit der älteste Teil der Anlage. Das schlichte zweistöckige Gebäude der Herrscherfamilie umschließt einen Innenhof, in dessen Mitte das Bidya Mandir glänzt – ein kleines, goldenes Heiligtum. Zwei kunstvolle Messingfiguren bewachen es: Ganga, die auf einer Schildkröte reitet, und Jamuna, getragen von einem mythischen Schlangenwesen. Gemeinsam schützen sie das Taleju-Heiligtum, eines der bedeutendsten spirituellen Zentren des Platzes.
Majestätisch erhebt sich im Nordosten der Anlage der Taleju Bhawani Mandir – ein dreifach überdachter, achteckiger Tempel aus dem Jahr 1666, einst Residenz der Malla-Herrscher. Sein Dach wurde 2015 durch das schwere Erdbeben beschädigt, doch inzwischen sorgfältig restauriert.
Durch das prachtvolle Goldene Tor gelangen Besucher in den nördlichen Mani Keshab Narayan Chowk, wo heute das Patan-Museum untergebracht ist. In dem wunderschön renovierten Palast entfaltet sich eine der bedeutendsten Sammlungen hinduistischer und buddhistischer Kunst in ganz Nepal. Jedes Stück ist sorgfältig beschriftet, und von den Fenstern im Obergeschoss bietet sich ein großartiger Blick auf das geschäftige Leben des Durbar-Platzes. Wer hier eine Pause einlegt, findet im schlichten Café im Innenhof einen überraschend idyllischen Ort zum Verweilen.
Zwischen diesem Hof und dem großen Chowk liegt das Heiligtum Degutale, die persönliche Gottheit der Malla-Könige. In dem 1640 errichteten Tempel, gekrönt von einem Turm mit vier Dächern, vollzogen einst die Monarchen ihre heiligen Riten – eine Tradition, die die spirituelle Macht und königliche Würde Patans bis heute spürbar macht.

Die Straßen von Patan sind gesäumt von uralten religiösen Statuen, meisterhaft aus Holz und Stein geschnitzt. © Skreidzeleu

Nach dem verheerenden Erdbeben von 2015 konnten wertvolle Stein- und Holzarbeiten aus dem Königspalast von Patan geborgen werden – stille Zeugen der Geschichte. © Kertu

Kunstvolle Schnitzereien und Steinfiguren schmücken die Tempel Patans – Ausdruck jahrhundertealter Handwerkskunst. © Skreidzeleu

Eine Auswahl traditioneller nepalesischer Speisen: würzige Kichererbsen und Currykartoffeln verführen mit kräftigen Aromen. © LALIDA BOONMEE

Die alten Tempel Patans beeindrucken mit reich verzierten Stein- und Holzdetails, die Besucher aus aller Welt anziehen. © RudiErnst

Zum fünftägigen Diwali-Fest verwandeln sich die Straßen rund um den Patan Durbar-Platz in ein buntes Meer aus Lichtern, Menschen und Klängen. © Ro

In traditionellen Gewändern feiern Einheimische eine religiöse Zeremonie auf dem Durbar-Platz von Patan – ein Fest für Augen und Sinne. © Tanongsak Sangthong

Musiker in farbenfroher Tracht lassen den Patan Durbar-Platz mit ihren Klängen lebendig werden und begeistern die Menge. © Tanongsak Sangthong

Das Patan-Museum, im Palast der Malla-Könige untergebracht, ist selbst ein architektonisches Meisterwerk. © sippakorn

Der Patan Durbar-Platz mit seinen roten Backsteinbauten war einst Residenz der Malla-Herrscher und glänzt als Juwel der Newari-Architektur. © RPBaiao

Ein kunstvoll verziertes Holzfenster im Patan-Museum zeigt die feine Handwerkskunst, die das Erbe der Malla-Könige prägt. © LALIDA BOONMEE

Aufwendig geschnitzte Figuren in einem Hindu-Tempel von Patan erzählen Geschichten aus Mythologie und Religion. © Sergio de Flore

Auf dem Durbar-Platz in Patan gönnen sich Touristen eine wohlverdiente Pause – umgeben von Tempeln, Statuen und Newari-Gebäuden. © MosayMay

Die allsehenden Augen Buddhas blicken von einer Stupa in Patan herab. Das Symbol zwischen den Augen – die Zahl Eins – steht für Einheit. © Ashley Whitworth

Der Patan Durbar-Platz präsentiert eindrucksvoll die traditionelle Newari-Architektur: dunkelrote Ziegel und filigrane Holzverzierungen. © Jiang_Liu

Der Durbar-Platz in Patan, gesäumt von zahllosen Tempeln, ist ein Magnet für Gläubige und Besucher aus aller Welt. © Travel Stock

Bei Sonnenuntergang tauchen die letzten Strahlen den Patan Durbar-Platz in ein goldenes Licht, das auf den roten Ziegeln tanzt. © Skreidzeleu

Patan – einstige Hauptstadt am Sarasvati-Fluss, umgeben von Berggipfeln – trägt bis heute den Zauber vergangener Jahrhunderte in sich. © Skreidzeleu

Heute bekannt als Lalitpur – „Stadt der Künste“: Patan ist berühmt für seine begabten Künstler und Handwerker. © Tomasz Wozniak

Kwa Bahal, der „Goldene Tempel“, nördlich des Durbar-Platzes, ist ein buddhistisches Kloster voller detailreicher Statuen von Gottheiten, Löwen, Drachen und Affen. © Boyloso